Aktionstag der Migrationsberatung: LIGA MV fordert Stärkung statt Abbau wichtiger Beratungsstrukturen für Zugewanderte

18.09.2024

Anlässlich der bundesweiten Aktionswoche der Migrationsberatung appellieren die Wohlfahrtsverbände an die Verantwortlichen in der Politik, Migrationsberatungsangebote zu stärken und zu verstetigen, statt sie durch Mittelkürzungen immer mehr zu schwächen.

In einer Podiumsrunde unter dem Motto „Der gesellschaftlichen Spaltung entgegenwirken – Migrationsberatung in der Pflicht?“ diskutierten Vertreter der LIGA heute in Stralsund mit der Landesintegrationsbeauftragten Jana Michael und Verantwortlichen aus der Beratungspraxis. „Migrationsberatungsstellen unterstützen Zugewanderte beim Ankommen und bei ihrer Integration in Deutschland wirksam und nachhaltig“, sagt Stephan Krug, Regionalleiter der Caritas Vorpommern und Verbandsvertreter der LIGA MV. Doch aufgrund schlechter Rahmenbedingungen seien viele Migrationsberatungsstellen am Limit und Integrationsangebote gefährdet: „Angebot und Nachfrage stehen vielerorts in keinem Verhältnis“, kritisiert er. Die Zahl Ratsuchender steige im Vergleich zu immer weniger Beratern und bei immer weniger finanziellen Ressourcen. „Statt Migrationsberatungsstellen nachhaltig zu stärken, passiert genau das Gegenteil“, kritisiert Krug.

Die Wohlfahrtsverbände appellieren an die Bundesregierung, von den im Bundeshaushalt geplanten Kürzungen im Migrationsbereich abzusehen. Sie seien völlig unverhältnismäßig vor dem Hintergrund der hohen Zuwanderung und Nachfrage.

Jana Michael dankte in ihrem Grußwort allen Beraterinnern und Beratern: „Migrationsberatung ist eine sehr komplexe Aufgabe, da sie Experten auf zig Feldern sein müssen. Sie sind echte Multitalente. Neben rechtlichen und interkulturellen Kompetenzen müssen sie sozialpolitisch fit sein, Trost spenden, Schutz bieten und vieles mehr.“

Migrationsberatungsstellen leisteten damit nicht nur einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Integration Zugewanderter, meint der Einrichtungsleiter des Jugendmigrationsdienstes der AWO in Rostock, Tilo Segert. „Sie haben auch eine nicht zu unterschätzende Funktion zur Wahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und sozialen Friedens. Denn wer Menschen stärkt, stärkt die Demokratie.“ Um qualifizierte Beratungsangebote leisten zu können, müssten sich aber schnellstens die Rahmenbedingungen verbessern. „Mit Inkrafttreten des neuen Fachkräfteeinwanderung- oder des Chancenaufenthaltsgesetzes erweitert sich auch die Zielgruppe der Ratsuchenden in den Beratungsstellen“, sagt Tilo Segert. Die Umsetzung der Gesetze sei Sache der Kommunen und an dieser Stelle auch der Beratungsstellen. Das ist nicht zu schaffen.“

Die Integrations- und Migrationspolitik der Bundesregierung ist aktuell geprägt durch das Ringen um eine Balance zwischen Öffnung und Restriktion, Integrationsförderung und Zuwanderungskontrolle. Das spiegelt sich auch im Haushaltsentwurf: Es sind massive Kürzungen geplant bei der Asylverfahrensberatung (AVB), den Psychosozialen Zentren (PSZ) und bei den Integrationskursen. Die Mittel für die Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) sowie die Jugendmigrationsdienste (JMD) bleiben zwar laut Entwurf stabil, doch auch eine Fortschreibung in gleicher Höhe würde ein Minus in der Realität bedeuten, da die Personal- und Sachkosten erheblich gestiegen sind.

Das Thema Migration muss von der Politik sachlich und lösungsorientiert behandelt werden, fordert LIGA Vertreter Krug vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationsdebatte. „Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.  Migrationsberatung ist ein wichtiges Instrument in der sozialen Infrastruktur, sie ist das Scharnier zur Integration, weil sie Teilhabe fördert und Polarisierung verringert. Hier darf der Staat nicht sparen.“

Die LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege

In der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege haben sich die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, die Diakonie, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Mecklenburg-Vorpommern zusammengeschlossen. Die LIGA nimmt zentrale Koordinierungsaufgaben wahr und steht für Landesgremien und Institutionen als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung. Sie bündelt die Interessen und Bedarfe Betroffener und Hilfebedürftiger, um sie gegenüber Politik und Kostenträgern des Landes zu vertreten. Sie setzt sich für einheitliche Standards und eine hohe Qualität in Beratung, Förderung, Bildung und Pflege hilfebedürftiger Menschen ein. In ihren Einrichtungen und Organisationen arbeiten mehr als 61.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie werden von über 10.000 Ehrenamtlichen unterstützt.

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