Zum internationalen UN-Aktionstag für die Beseitigung der Armut veranstalten die Landesarmutskonferenz (LAK) M-V und die Liga der Wohlfahrtsverbände in M-V einen Fachtag zum Thema „Armut im ländlichen Raum“. In der Aula der Volkshochschule im Campus am Turm in Schwerin können sich Interessierte von 10 – 15 Uhr dazu austauschen, wie aktiv zur Verbesserung der Situation in ländlichen Gemeinden beitragen werden kann.

Die EU definiert Armut als eine Situation, in der Personen über so geringe Mittel verfügen, dass ihnen ein Lebensstandard verwehrt wird, der in der Gesellschaft, in der sie leben, als annehmbar gilt. Ihrer Armut wegen können sie zahlreichen Benachteiligungen ausgesetzt sein – Arbeitslosigkeit, Niedrigeinkommen, schlechten Wohnverhältnisse, unzureichende gesundheitliche Betreuung und Hindernisse im Aus- und Weiterbildungs-, Kultur-, Sport- und Freizeitbereich. Menschen in dieser Situation sehen sich häufig an den Rand gedrängt und von der Teilnahme an Aktivitäten (wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Art) ausgeschlossen, die für andere die Norm sind. Auch kann ihr Zugang zu Grundrechten eingeschränkt sein. Zum Beispiel profitieren von Armut betroffene Menschen weniger von Bildungsangeboten, da sie sich intensiver mit der Sicherung ihrer materiellen Grundversorgung beschäftigen müssen und ihr durch die EU-Grundrechtcharta verbrieftes Recht auf Bildung so weniger wahrnehmen können. Im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern lag die Armutsquote im Jahr 2022 bei 18,8 % und damit über dem Bundesdurchschnitt, der höchste Anstieg ist dabei in ländlichen Regionen zu verzeichnen.

Der Fachtag bietet eine Plattform, um die tiefgreifenden Herausforderungen zu beleuchten, mit denen ländliche Gemeinschaften hinsichtlich Armut konfrontiert sind. Diese Thematik ist besonders relevant, da ländliche Regionen oft unter strukturellen Benachteiligungen leiden, die sich negativ auf Lebensqualität, Teilhabe und soziale Gerechtigkeit auswirken.

„Armut in ländlichen Gemeinden wird weniger beachtet, ist aber besonders. Sie ist immer zugleich Armut in und von Dörfern, was einen großer Unterschied zur städtischen Armut darstellt“, erläutert Prof. Dr. Kai Brauer, Sprecher der LAK in M-V. „Armut im ländlichen Raum wurde durch das Ausdünnen von dörflicher Infrastruktur und öffentlichem Nahverkehr sowie der gleichzeitigen Zentralisierung der Gemeindeverwaltung verschärft, was Betroffene faktisch abkoppelt.“

„Soziale Hilfen müssen daher so gestaltet werden, dass sie auch Menschen abseits von Ballungsgebieten erreichen“, ergänzt Dieter Eichler, Geschäftsführer Der Paritätische Wohlfahrtsverband Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. und Mitglied im LIGA-Vorstand. „Wir brauchen dringend langfristige Maßnahmen und auch Reformen in der Sozialpolitik, welche insbesondere die Infrastruktur in dünn besiedelten Regionen sichern. Am Beispiel der Wohngeldreform zeigt sich, praktische Verbesserungen sind möglich.“

Welche Maßnahmen nötig sind, um Armut insbesondere auf dem Land zu bekämpfen, können Teilnehmende im Rahmen des Fachtages in interaktiven Diskussionen konkreter beleuchten und ihre Perspektiven einbringen. Fachleute präsentieren neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, die das Ausmaß und die Komplexität von Armut im ländlichen Raum dokumentieren. Ein Höhepunkt des Tages ist die Podiumsdiskussion, bei der Experten und Praktiker:innen zusammenkommen, um über die Verbindung von Armut und Demokratie zu sprechen und Ideen für Lösungen zu entwickeln.

Hintergrund

Die Landesarmutskonferenz (LAK)

Die Armutskonferenzen in den einzelnen Bundesländern sind zusammengeschlossen in der Nationalen Armutskonferenz. Die Landesarmutskonferenz Mecklenburg-Vorpommern besteht seit 1996 und setzt sich seitdem für die Verbesserung der Lebensbedingungen armer Menschen im Nordosten ein. Dabei hat sie sich immer wieder zu armutspolitischen Fragestellungen positioniert und koordiniert gegen Armut im Land vorzugehen.

Die LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege

In der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege haben sich die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, die Diakonie, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Mecklenburg-Vorpommern zusammengeschlossen. Die LIGA nimmt zentrale Koordinierungsaufgaben wahr und steht für Landesgremien und Institutionen als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung. Sie bündelt die Interessen und Bedarfe Betroffener und Hilfebedürftiger, um sie gegenüber Politik und Kostenträgern des Landes zu vertreten. Sie setzt sich für einheitliche Standards und eine hohe Qualität in Beratung, Förderung, Bildung und Pflege hilfebedürftiger Menschen ein. In ihren Einrichtungen und Organisationen arbeiten mehr als 61.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie werden von über 10.000 Ehrenamtlichen unterstützt.

Pressekontakt:

Mathias Thees

Caritasverband für das Erzbistum Hamburg e. V.

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